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„Ein erbärmlicher Tweet“: Chiefs Kingdom kritisiert Team für „peinlichen“ Post, in dem moralischer Sieg trotz 0:2-Niederlage gefeiert wird

Fast ein Jahrzehnt lang bewegten sich die Kansas City Chiefs auf einem anderen Niveau als der Rest der NFL. In der Ära von Patrick Mahomes und Andy Reid war der Standard nichts weniger als Großartigkeit: Super Bowls, AFC-Meisterschaften und eine offensive Dominanz, die die Liga neu definierte. Doch nach einem schockierenden 0:2-Start in die Saison 2025 war es nicht die Leistung auf dem Spielfeld, sondern ein einziger, unsensibler Social-Media-Post, der die eigene Fangemeinde in Aufruhr versetzte und der Organisation Verlierermentalität vorwarf.

Die Frustration im Chiefs Kingdom ist greifbar. Die letzten drei wichtigen Spiele endeten mit Niederlagen: eine herzzerreißende Super-Bowl-Niederlage gegen die Philadelphia Eagles, eine Saisonauftaktniederlage gegen die Los Angeles Chargers in Brasilien und zuletzt eine weitere bittere Niederlage gegen die Eagles im Arrowhead Stadium. Für ein Team und eine Fangemeinde, die an Siegesparaden gewöhnt sind, ist dies zutiefst ungewohntes und unangenehmes Terrain.

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Der wahre Feuersturm entbrannte jedoch nach der 20:17-Niederlage gegen Philadelphia. Offenbar in einem Versuch, die Berichterstattung zu kontrollieren und einen Silberstreif am Horizont zu finden, veröffentlichte der offizielle X-Account der Chiefs eine Liste mit Erkenntnissen aus dem Spiel. Der Beitrag hob stolz die Leistung der Verteidigung hervor und erklärte: „Die Chiefs hielten Philadelphia auf … lediglich 216 Yards in der Offensive, was die niedrigste Offensivleistung der Eagles seit Woche 6 der Saison 2021 darstellt. Philadelphia puntete bei der Hälfte seiner Angriffszüge … und schaffte dabei im Durchschnitt nur 3,7 Yards pro Spielzug.“

Für sich genommen sind das beeindruckende Statistiken. Für ein Team, das gerade verloren hatte, waren sie jedoch eine Beleidigung. Die Reaktion der Fans war unmittelbar, brutal und geschlossen.

„Okay, und was ist dann passiert?“, antwortete ein Fan sarkastisch und brachte es auf den Punkt, dass das Endergebnis die einzige Statistik sei, die zähle.

„Ein erbärmlicher Tweet. Ihr habt verloren, ‚schüttelt es ab‘ und macht weiter“, kommentierte ein anderer und verdrehte geschickt den Slogan des berühmtesten Fans des Teams, Taylor Swift, gegen sie.

Die Stimmung war eindeutig: Dieser Beitrag war einem Außenseiter würdig, einem Franchise, das verzweifelt nach einem Funken Positivität suchte. Es war kein Beitrag für die Kansas City Chiefs, eine moderne Dynastie. Die Fans kritisierten die Organisation scharf dafür, „Teilnahmetrophäen“ und „moralische Siege“ zu feiern – Konzepte, die im Widerspruch zu der von der Mannschaft gepflegten „Meisterschafts-oder-Pleite“-Kultur stehen.

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„Wir sollten sie nicht wie Siege darstellen“, plädierte ein zurückhaltenderer Fan. „Die Saison ist noch lange nicht vorbei … aber sie haben noch einiges zu tun.“

Der Vorfall offenbart eine eklatante Diskrepanz zwischen der Kommunikationsstrategie des Vereins und der Einstellung seiner Anhänger. Das Social-Media-Team folgte vermutlich einem Standard-Trick: Positives finden, starke Einzel- oder Gruppenleistungen hervorheben und optimistische Zukunftsaussichten vermitteln. Doch sie haben es versäumt, die Stimmung zu verstehen. Die durch jahrelange Spitzenleistungen geprägte Fangemeinde der Chiefs will keine Manipulation. Sie möchte, dass der Verein über eine Niederlage genauso wütend und enttäuscht ist wie sie selbst. Sie erwarten Verantwortung, keine statistischen Trostpreise.

Dieser Social-Media-Ausrutscher ist ein Symptom des immensen Drucks, dem das Team ausgesetzt ist. Ein 0:2-Start ist zwar mathematisch kein Todesurteil, fühlt sich aber in Kansas City wie ein Großbrand an. Die Aura der Unbesiegbarkeit, die Patrick Mahomes seine gesamte Karriere lang umgab, ist zerbrochen. Fragen tauchen auf. Beginnt die Offensive, lange der Motor des Teams, zu stottern? Haben jahrelange lange Playoff-Läufe ihren Tribut gefordert?

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Es geht nicht nur um zwei Niederlagen. Es geht um den Verlust einer Identität. Die Chiefs sind nicht nur ein Team, das gewinnt; sie sind ein Team, von dem jedes Mal, wenn sie das Feld betreten, ein Sieg erwartet wird. Eine starke Defensivleistung in einem Spiel zu feiern, in dem die Offensive nicht genug Punkte zum Sieg erzielte, fühlte sich wie ein Verrat an dieser Identität an. Es fühlte sich klein an.

Nun stehen die Chiefs vor einer Krise an zwei Fronten. Auf dem Spielfeld müssen sie einen Weg finden, das Ruder herumzureißen und mit der gnadenlosen Effizienz zu spielen, die ihre Fans von ihnen erwarten. Abseits des Spielfelds müssen sie das Vertrauen einer Fangemeinde zurückgewinnen, die sich herablassend behandelt fühlte. Der Weg, der vor ihnen liegt, wird für alle eine Charakterprobe sein – vom Front Office über den Trainerstab bis hin zu den Spielern. Das Königreich blickt gespannt auf Siege, nicht auf Lichtblicke. Ihre Reaktion, sowohl in ihren Taten als auch in ihren Worten, wird entscheiden, ob dieser 0:2-Start nur ein kleiner Ausrutscher oder das erste Anzeichen einer Dynastie in Schwierigkeiten ist.

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